Wissenschaftler des Department of Neurology, Changhua Christian Hospital in Changhua, Taiwan, sind kürzlich im Rahmen einer retrospektiven Studie der Frage nachgegangen, ob Patienten mit einer Organophophat (OP)- oder einer Carbamate (CM)-Vergiftung ein erhöhtes Risiko haben, an Morbus Parkinson zu erkranken. Teilnehmer der Studie waren 9.128 Patienten mit einer anamnestisch bekannten OP- oder CM-Vergiftung und 36.466 Kontrollpersonen. Die Daten der Kohorten stammten aus der “Taiwan National Health Insurance Research Database”. Um die Raten einer New-onset-Parkinsonerkrankung zu bestimmen, wurden die Patienten bis zu 12 Jahre lang beobachtet. Zur Identifizierung von Prädiktoren des Morbus Parkinson verwendeten die Forscher ein Poisson-Regressionsmodell, die kumulative Inzidenz der Parkinsonerkrankung zwischen den beiden Kohorten wurde durch die Kaplan-Meier-Analyse aufgezeichnet. Die Auswertung aller gesammelten Daten ergab, dass die „IRR“ (= Incidence Rate Ratio, das Inzidenzratenverhältnis) des Morbus Parkinson während der Studienperiode bei den OP- oder CM-vergifteten Patienten 1,36-fach höher war als das in der Kontrollgruppe. Die absolute Parkinson-Inzidenz war in beiden Gruppen bei den über 75-jährigen Personen am höchsten. Das altersspezifische relative Risiko war allerdings in der Gruppe der unter 50-Jährigen am höchsten. Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Morbus Parkinson zu entwickeln, bei Patienten mit einer Organophophat- und Carbamate-Vergiftung größer ist als bei Personen ohne entsprechende Vorbelastung, so die Forscher. Den Studienautoren nach könnte eine entsprechende Vergiftung ein unabhängiger Risikofaktor für die Parkinson-Krankheit sein.
(drs)
Abstract aus Acta Neurol Scand 2016, Oct 26, (Epub ahead of print)Zurück zur Startseite