In der Zeitschrift „Annals of Neurology“ berichteten kürzlich Wissenschaftler der Universität von Brescia und weiterer klinischer Einrichtungen in Italien von einem 60-jährigen Patienten mit einer schweren SARS-CoV-2-Infektion, der zwar nur leichte respiratorische Symptome hatte, aber einen akinetischen Mutismus aufgrund einer Enzephalitis entwickelte. Dass es im Rahmen einer COVID-19-Infektion zu einer Beteilung des Zentralnervensystems kommen kann und die Betroffenen unter Umständen schwere neurologische Symptome haben, wurde in den vergangenen Monaten bereits häufiger beobachtet. Bei dem oben genannten Patienten fanden sich in den magnetresonanztomographischen Untersuchungen keine pathologischen Auffälligkeiten, im EEG zeigte sich jedoch eine Verlangsamung der Theta-Wellen. Im akuten Stadium der Erkrankung waren die Liquor-Analysen zwar negativ für SARS-CoV-2, es fanden sich allerdings eine Pleozytose sowie eine Hyperproteinorachie und darüber hinaus erhöhte Konzentrationen des Interleukin-8 und des Tumornekrose-Faktor α. Andere infektiöse oder autoimmune Erkrankungen konnten ausgeschlossen werden. Nach einer hochdosierten Steroidtherapie kam es bei dem Patienten zu einer progressiven klinischen Verbesserung, welches mit einem Rückgang der erhöhten Liquor-Parameter einherging. Dies alles könnte ein Hinweis darauf sein, dass in diesem Fall eine COVID-19-assoziierte inflammatorisch-vermittelte Gehirnbeteiligung vorgelegen hat, so die Autoren.
(drs)
Abstract aus Ann Neurol 2020, May 17, online ahead of print.Zurück zur Startseite