Histopathologie der Skelettmuskeln und peripheren Nerven bei COVID-19
Eine Forschergruppe des Departments of Neurology and Pathology am Brigham and Women's Hospital der Harvard Medical School und des Department of Neurology am Massachusetts General Hospital in Boston, USA, hat kürzlich das Spektrum der Skelettmuskel- und Nervenpathologie von Patienten, die an einer SARS-CoV-2-Infektion verstorben sind, untersucht und ist dabei außerdem der Frage nachgegangen, ob es eine direkte virale Invasion dieser Gewebe gibt. Hierzu untersuchten sie lichtmikroskopisch Proben des Psoas-Muskels und des Femoralnerven, die ihnen aus 35 konsekutiven Autopsien verstorbener SARS-CoV-2-Patienten zur Verfügung gestellt wurden, sowie Proben von 10 SARS-CoV-2-negativen Kontrollen. Die klinischen und laborchemischen Daten entnahmen sie den Krankengeschichten. Die SARS-CoV-2-positiven Patienten waren im durchschnittlichen Alter von 67,8 Jahren (43-96 Jahre) an der Erkrankung verstorben und die Dauer der Symptome von Beginn an bis zum Tod lag zwischen 1 und 49 Tagen. Insgesamt 4 Patienten hatten neuromuskuläre Symptome gehabt. Die Untersuchungen der Wissenschaftler ergaben, dass der Kreatinkinase-Peak in 74 % der Fälle erhöht war (im Mittel 959 U/l). Die Muskeln wiesen bei 32 SARS-CoV-2-Patienten eine Atrophie Typ 2 auf, in 9 Fällen eine nekrotisierende Myopathie und bei 7 der Verstorbenen eine Myositis. Eine Neuritis fand sich bei 9 Patienten. Eine Major-Histokompatibilitäts-Komplex (MHC-1)-Expression war in allen Fällen der nekrotisierenden Myopathie sowie Myositis und bei 8 zusätzlichen Patienten zu beobachten. Außerdem fand sich eine anormale Expression des MxA (= myxovirus resistance protein A) in Muskelkapillaren von 9 Personen und in den Nerven von 7 Patienten. Die SARS-CoV-2-Immunohistochemie hingegen war in den Muskeln und Nerven aller Patienten negativ. Bei den 10 Kontrollen zeigte sich bei allen Patienten eine Typ 2-Atrophie, nekrotische Muskelfasern fanden sich in einem Fall, eine MHC-1-Expression in nichtnekrotisch/nichtregenerierenden Fasern bei 3 Personen, eine MxA-Expression auf den Kapillaren in 2 Fällen und Entzündungszellen bei keinem der Patienten. Die Nerven wiesen in der Kontrollgruppe ebenfalls keine Entzündungszellen oder MxA-Expression auf. Das Fazit der Wissenschaftler: Muskel- und Nervengewebe zeigte eine entzündliche/immun-vermittelte Zerstörung, die wahrscheinlich mit der Freisetzung von Zytokinen zusammenhängt. Eine Evidenz für eine SARS-CoV-2-Invasion dieser Gewebe fand sich nicht.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 11:09): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Histopathologie-der-Skelettmuskeln-und-peripheren-Nerven-bei.htm
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