Genersatztherapie mit Onasemnogen-Abeparvovec wirksam- Bei spinaler Muskelatrophie Typ 1

Die spinale Muskelatrophie Typ 1 (SMA1) wird meistens schon im Neugeborenenalter symptomatisch. Unbehandelt versterben die meisten Kinder bereits in den ersten zwei Lebensjahren am Versagen der Atemmuskulatur bzw. an Atemwegsinfekten. Dem SMA-Typ 1 liegt eine autosomal-rezessive Genmutation zugrunde. Betroffen ist das „Survival-Motor-Neuron-1“(SMN-1)-Gen auf Chromosom 5. Das SMN-1-Gen kodiert für das SMN-Protein, das für das Überleben und die Funktion der Motoneurone notwendig ist.

In einer multizentrischen, open-label Phase 3-Studie „STR1VE-EU“ wurde die Genersatztherapie mit dem seit 2020 in Deutschland zugelassenem Medikament Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma®) bewertet. Das Medikament wird einmalig als intravenöse Infusion verabreicht. In der Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit untersucht. Neun Zentren (Krankenhäuser und Universitätskliniken) in Italien, UK, Belgien und Frankreich nahmen teil.

Von August 2018 bis September 2020 wurden 41 Kinder unter sechs Monaten (180 Tage) mit SMA-Typ-1 gescreent, 33/34 schlossen die Studie ab. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Fieber (67%), Infekte der oberen Luftwege (33%) und Leberenzym-Erhöhung (27%). Das mediane Alter bei der Infusion lag bei 4,1 Monaten (IQR 3,0 bis 5,2). Die Therapieeffektivität wurde verglichen mit dem natürlichen Krankheitsverlauf in der PNCR-Kohorte („Pediatric Neuromuscular Clinical Research“).

Für Professorin Christine Klein, Past-Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zeigte das Medikament insgesamt eine gute Wirksamkeit. So wurden die Entwicklungs-Meilensteine von den meisten Kindern erreicht. Im Studienverlauf benötigten fast 90% keine Sondenernährung und über 90% blieben ohne unterstützende Beatmung. Weitere Studien sind allerdings nötig, um den Langzeiteffekt und die Langzeitsicherheit zu überprüfen.

Ein Aspekt, auf den die Expertin allerdings auch hinweist, sind die derzeit hohen Therapiekosten von mehreren hunderttausend Euro pro Patientin/Patient pro Jahr. Die DGN führt seit geraumer Zeit Gespräche mit staatlich finanzierten Forschungseinrichtungen, der Wissenschafts- und Gesundheitspolitik und der forschenden Industrie und möchte einen offenen Diskurs anstoßen“, so die Lübecker Neurogenetikerin Christine Klein.

Quelle: PI DGN, 8. Oktober 2021

Literatur: Onasemnogene abeparvovec gene therapy for symptomatic infantile-onset spinal muscular atrophy type 1 (STR1VE-EU): an open-label, single-arm, multicentre, phase 3 trial.

(bd)
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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 08:55): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Genersatztherapie-mit-Onasemnogen-Abeparvovec-wirksam.htm
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