In welchem Zusammenspiel stehen Hirnbotenstoffe bei optischen Eindrücken?

Die beiden wichtigsten Botenstoffe Glutamat und GABA im menschlichen Hirn, sogenannte Neurotransmitter, wirken einander entgegengesetzt. Glutamat aktiviert Nervenzellen, während GABA einen hemmenden Einfluss auf sie hat. Durch Veränderung der Konzentrationen der beiden Stoffe, kann das Gehirn z. B. Eindrücke der Augen, sogenannte visuelle Reize, verarbeiten. Privatdozent Dr. Valentin Riedl, Forschungsgruppenleiter in der Abteilung für Neuroradiologie am TUM Universitätsklinikum (TUM) rechts der Isar, und sein Team wollten wissen, wie das Sehen funktioniert und was dabei im Gehirn passiert. Es zeigte sich, dass bereits das Öffnen der Augen die Verteilung der beiden Neurotransmitter im Gehirn verändert, unabhängig davon, ob die Person wirklich etwas sieht. Das Besondere der Studie war, dass das Team bei den Studienteilnehmern die Menge der Botenstoffe detailliert und vor allem parallel mit Hilfe von Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) messen konnte. Über das gesamte Experiment hinweg wurde die Menge beider Botenstoffe gleichzeitig im visuellen Cortex bestimmt. „Das Gehirn bereitet sich schon mit dem Öffnen der Augen auf kommende Reize vor. Das wurde bisher so nicht gezeigt, weil dieser Zustand in anderen Studien nicht gemessen wurde“, so Riedl. Erstmals verglichen wurden die MRS-Daten auch mit Messungen aus dem funktionellen MRT (fMRT), ein gängiges Verfahren zur Darstellung der menschlichen Hirnaktivität. Hier konnte das Team beobachten, dass zu den Zeitpunkten, in denen sich die Menge der Botenstoffe im visuellen Cortex veränderte, auch Hirnaktivitäten im fMRT sichtbar waren. „Die Ergebnisse beider Methoden passten perfekt zusammen. Durch die Kombination können wir nicht nur sagen, dass es in einer Region eine erhöhte Aktivität gibt, sondern können sie erstmals auch konkret den beiden Neurotransmittern zuordnen“, erklärt Riedl. Relevant könnten die Ergebnisse auch bei psychischen Erkrankungen sein. Bei Schizophrenie wird zum Beispiel vermutet, dass unter anderem die Verteilungen der beiden Botenstoffe dauerhaft gestört sind. „Bisher fehlen aber noch Beweise. Eine Untersuchung mit Spektroskopie und fMRT ließe eine sehr viel genauere und breitere Aussage über die Konzentration der Botenstoffe in Gehirnen von Patienten zu“, so Riedl. Veröffentlicht wurden die Forschungsergebnisse aktuell im "Journal of Neuroscience".

Quelle: PI TUM

(bd)
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Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 19:12): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Radiologie/In-welchem-Zusammenspiel-stehen-Hirnbotenstoffe-bei-optische.htm
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