Anatomische Einblicke in die pädiatrische posttraumatische Belastungsstörung- Kinder mit PTSD zeigen Veränderungen im Gehirn

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) tritt meist nach einer oder mehreren traumatischen Erfahrungen auf. Kinder sind dabei besonders anfällig, da die zahlreichen neurochemischen und hormonellen Folgen von Traumata oft zu dauernden Veränderungen der Gehirnstruktur und der Funktion des Gehirns führen. Bildgebende Verfahren wie Magnetic Resonance Imaging (MRI) können bei der Diagnose helfen, besonders betroffene Patienten zu identifizieren, eine Behandlung früher zu beginnen und damit möglicherweise negative Veränderungen im Gehirn zu verhindern. Kinder mit PTSD weisen Veränderungen in den neuronalen Netzwerken des Gehirns auf. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des West China Hospital der Sichuan University in einer jetzt editierten Studie. Die Forscher verglichen MRI-Bilder von 24 pädiatrischen PTSD-Patienten mit jenen einer Kontrollgruppe von 23 traumatisierten Kindern ohne PTSD. Diese Kinder hatten 2008 das Erdbeben in Sichuan miterlebt, bei dem fast 70.000 Menschen starben und mehr als 370.000 verletzt wurden. Als MRI-Verfahren wurde das DiffusionTensor-Imaging (DTI) eingesetzt. DTI kann die Integrität der weißen Gehirnsubstanz messen. Ziel war es, das Konnektom des Gehirns, also die neuronalen Verbindungen, zu untersuchen.

Mit den Ergebnissen des DTI und der Graphentheorie, einer vielfach eingesetzten Möglichkeit zur Modellierung des Konnektoms, konnte das Forscherteam zwischen beiden Teilnehmergruppen signifikante Strukturunterschiede feststellen. Die PTSD-Gruppe verfügte über Veränderungen, die auf eine verringerte lokale und gesamte Leistungsfähigkeit hinwies. Verantwortlich dafür ist die Schädigung oder Zerstörung der Verbindung zwischen Regionen des Gehirns. Zusätzlich identifizierten die Wissenschaftler einen Besorgnis erregenden Trend beim strukturellen Konnektom von PTSD-Patienten. Normalerweise arbeitet das Gehirn teils wie eine Art mathematisches Modell, in dem sich die meisten Knoten von jedem anderen in nur wenigen Schritten erreichen lassen. Bei den Betroffenen kam es jedoch zur Regularisierung. Das bedeutet auch eine stärkere Lokalisierung. Daher sind dann viel mehr Schritte erforderlich, um weiter entfernte Knoten zu erreichen. Prof. Gong geht auch aufgrund früherer Ergebnisse mit den gleichen Patienten davon aus, dass diese Regularisierung bei Kindern mit PTSD typisch ist.

Weitere Unterschiede konnten auch beim Salienz-Netzwerk festgestellt werden. Dabei handelt es sich um mehrere Gehirnregionen, die entscheiden, welche Reize Aufmerksamkeit verdienen. Auch diese aktuellen Forschungsergebnisse könnten zu neuen PTSD-Therapien führen.

Die Forscher hoffen, zumindest bei einigen der teilnehmenden Patienten weitere Untersuchungen zu den Veränderungen des Gehirns durchführen zu können. Laut dem Team um Prof. Qiyong Gong helfen die veröffentlichten Ergebnisse auch bei der Entwicklung neuer Therapien.

(pte/map)
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