Krebserkrankungen bei Kindern - Gefahr für Trennungs- oder Scheidungsrisiko der Eltern?

Krebserkrankungen bei Kindern (unter 15 Jahren) sind in Deutschland jährlich mit ca. 1.800 Fälle zu verzeichnen. Die häufigsten Krebserkrankungen sind Leukämien mit etwa 32 %, gefolgt von Tumoren des zentralen Nervensystems (Hirntumoren) mit etwa 25 % und Lymphomen mit ungefähr 11 %. Verhältnismäßig häufig sind auch das Neuroblastom (circa 7 %) und das Nephroblastom (Wilms-Tumor, 5 %)*. Für betroffene Eltern und Angehörige, die so eine schockierende Krebsdiagnose bei einem Säugling oder Kind erhalten, bricht erstmals die Welt zusammen. Vermeintlich glaubt man, das Trennungs- oder Scheidungsrisiko der Eltern auftritt und auch keine weitere Familienplanung mehr zustande kommt. Die Diagnose Krebs bei einem Kind kann für Eltern und andere Angehörige verheerend sein. Ergebnisse aus einer aktuell veröffentlichten Kohortenstudie vom Danish Cancer Society Research Center, Dänemark, ist die Geburt eines krebskranken Kindes das Risiko der Eltern, sich zu trennen oder sich scheiden lassen, nicht zu beeinflussen oder die künftige Familienplanung weiter zu führen.

Dänische Register ausgewertet

Um die Auswirkung von Kinderkrebs auf die Beziehung der Eltern zu beurteilen, hat das Team um Luzius Mader Daten diverser dänischer Register ausgewertet. Dafür wurden Infos zu Eltern von Krebspatienten aus den Jahren 1982 bis 2014 von 7.066 Kindern und 12.418 Elternteilen analysiert und mit einer Kontrollgruppe aus 69.993 Kindern und ihren 125.014 Eltern verglichen. Die Eltern wurden bis zehn Jahre nach der Diagnose, Trennung oder Scheidung, Tod, Auswanderung oder Ende 2017 begleitet. Insgesamt verfügten Eltern von Kindern mit Krebs über ein um vier Prozent niedrigeres Trennungsrisiko. Auch das Risiko einer Scheidung war um acht Prozent geringer als bei Eltern von Kindern ohne Krebs. Bei Eltern von Krebspatienten war das Risiko einer Trennung und Scheidung bei jenen erhöht, die jünger waren, über weniger Bildung verfügten und arbeitslos waren. Die Risiken waren auch bei Eltern erhöht, bei deren Kindern die Krebsdiagnose in einem jüngeren Alter gestellt wurde.

Offene Kommunikation und Hilfestellungen

Die Wissenschaftler haben auch untersucht, wie die Krebsdiagnose bei einem Kind die Entscheidung für ein weiteres beeinflusste. Sie erwarteten, das Eltern mit einem krebskranken Kind weniger Kinder haben und dass sie eine weitere Schwangerschaft verschieben würden. Das war jedoch nicht der Fall. Die Erfahrung von Kinderkrebs wirkte sich zumindest in Dänemark nicht negativ auf die Familienplanung aus. Laut Mader sollten Gesundheitsdienstleister offen mit Eltern kommunizieren. Unterstützung sollte bei Bedarf angeboten werden, um das Leben der Familien langfristig zu verbessern. "Derzeit sind die Hilfsleistungen für Eltern großteils auf die Behandlung des Kindes im Krankenhaus und kommunale Organisationen beschränkt. Allgemeinere Hilfsangebote wie Eheberatung sind gut zugänglich. Es fehlt jedoch häufig an einem speziellen Hilfsangebot nach der Behandlung der Kinder." Details wurden in "Cancer" veröffentlicht.

* Quelle: Charite/Kinderkrebsinfo.de 

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Quellen-URL (abgerufen am 25.04.2024 - 23:59): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Onkologie/Krebserkrankungen-von-Kindern---Gefahr-fuer-Trennungs--oder-.htm
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