Assoziation zwischen Polypharmazie und kognitiver Beeinträchtigung geriatrischer Patienten
Die Polypharmazie ist ein ernstes und mittlerweile viel diskutiertes medizinisches Problem bei älteren Patienten. Eine Gruppe japanischer Wissenschaftler des Tokyo Metropolitan Institute of Gerontology, der University of Tokyo sowie der University of Hiroshima sind kürzlich im Rahmen einer Studie der Frage nachgegangen, wie hoch am Beispiel von Japan die Prävalenz der Polypharmazie bei Senioren und Seniorinnen ist und ob es bei den älteren Menschen eine Assoziation zwischen der Multimedikation und kognitiven Beeinträchtigungen gibt. Die Forscher verschickten an alle über 65-jährigen Einwohner eines städtischen Wohnbereichs von Tokio (n = 7.682) einen Fragebogen mit verschiedenen soziodemographischen Variablen. Etwa 3.000 Personen wurden randomisiert als Studienteilnehmer ausgewählt. Eine geschulte Pflegefachkraft und ein Forscher befragten dann die Probanden in ihrem eigenen häuslichen Umfeld, um Informationen über ihren kognitiven Status, ihre verordnete Medikation und ihre aktuelle Krankengeschichte zu erhalten. Der kognitive Status wurde anhand der MMSE (= Mini-Mental State Examination) ermittelt. Als Polypharmazie definierten die Wissenschaftler eine Medikamenteneinnahme von 6 oder mehr verordneten Medikamenten. Von den 1.270 Studienteilnehmern, die das Interview zu Ende führten, wurden schließlich insgesamt 1.152 Personen in die Analyse mit aufgenommen. Die Auswertung des Datenmaterials ergab, dass die Prävalenz der Poypharmazie bei 28 % (n = 323) lag. Nach Stratifizierung der Senioren und Seniorinnen nach den MMSE-Scores zeigte sich, dass 48,3 % der Patienten, die einen Score < 24 aufwiesen und 25,7 % von denjenigen mit einem MMSE-Score ≥ 24, 6 oder mehr Medikamente einnahmen. Nach Überprüfung möglicher Einflussfaktoren zeigte eine multivariable logistische Regressionsanalyse, dass es eine Assoziation zwischen der Polypharmazie und kognitiven Einschränkungen gab (Odds Ratio 1.83, 95 % Konfidenzintervall 1.10-3.02; P = 0.019). Das Fazit der Studienautoren: Eine Polypharmazie ist bei älteren Menschen, die in der Stadt leben, mit kognitiven Einschränkungen assoziiert.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 25.04.2024 - 14:07): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Geriatrie/Assoziation-zwischen-Polypharmazie-und-kognitiver-Beeintraec.htm
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