Partikelinfiltration - Mehr Sicherheit bei der Infusionstherapie in der intensivmedizinischen Versorgung- Symposiumsbericht vom Hauptstadtkongresses 2016 für Anästhesiologie und Intensivtherapie in Berlin

Krankenhauspatienten erhalten heute in etwa 70 Prozent aller Fälle Infusionstherapien; der Anteil steigt bei intensivmedizinischer Versorgung und bei Operationen auf 100 Prozent. Vor diesem Hintergrund wies Dr. Michael Sasse aus Hannover beim Symposium „Mehr Sicherheit in Anästhesie und Intensivmedizin – was sollte ich wissen?" auf die besondere Bedeutung und Sicherheit der Infusionstherapie hin. „Die Infusionstherapie ist die aufwendigste Therapieform in der Medizin und verursacht circa 50 Prozent der gesamten auf Intensivstationen anfallenden Kosten", betonte Sasse. Mit der Etablierung dieser Behandlung konnte die Sterblichkeit dramatisch gesenkt werden.

Allerdings ist mit ihr auch ein Sicherheitsrisiko für die Patienten verbunden. Sasse nannte Zahlen aus dem Incident Reporting System in Dresden, die belegen, dass 53 Prozent der gemeldeten Vorfälle auf Intensivstationen den Bereich des Infusionsmanagements betreffen. Für Abteilungen, wie die von Sasse geleitete pädiatrische Intensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover, müsse hochgerechnet von zwei lebensbedrohlichen Zwischenfällen pro Woche durch Infusionstherapien ausgegangen werden. Die Ursachen infusionsbedingter Risiken reichen von Bedienungsfehlern und falscher Medikamentengabe über Allergien bis zu Inkompatibilitäten von Medikamenten mit Kathetern und Partikeleinträgen. So gelangen mit Standardinfusionslösungen pro Therapietag 25 Milliarden Nanopartikel in den Patienten. Das entspräche pro Milliliter Flüssigkeit etwa 15 bis 40 Millionen Nanopartikel. Dabei handelt es sich um Polyethylen, Polystyrol, Polypropylen und Pigmente (Titandioxid).

Eine effektive Lösung dieses Problems besteht, laut Sasse, in der Partikelfiltration. Zwei Studien, an denen der Pädiater beteiligt war, belegen den großen Nutzen dieser Methode1,2. So reduzierte der Infusionsfiltereinsatz bei kritisch kranken Kindern, im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Infusionsfilter, statistisch signifikant das Auftreten von systemischen inflammatorischen Response-Syndromen (SIRS)1. „Mit dem Einsatz von Infusionsfiltern lassen sich Nanopartikel um 87 bis 97 Prozent reduzieren"1, berichtete Sasse.

In Bezug auf Inkompatibilitäten erwähnte Sasse die datenbankgestützte Software KiK (Kompatibilität im Katheter) als Möglichkeit, die Sicherheit der Infusionstherapie zu verbessern. Mit ihr lassen sich intravenöse Medikationen und parenterale Ernährung erfassen und Produktkombinationen auf bekannte Inkompatibilitätsreaktion vor der Applikation prüfen und vermeiden.

Literatur

1 Jack T et al. Intensive Care Med 2012; 38: 1008–1016

2 Keck CM et al. J Vasc Access 2016;17: e8

Das Symposium wurde im Rahmen des diesjährigen Hauptstadtkongresses für Anästhesiologie und Intensivtherapie in Berlin von der B. Braun Melsungen AG ausgerichtet.

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