Kaum Geschlechtsunterschiede im Langzeitverlauf einer Bipolaren Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen
Bei erwachsenen Patienten mit einer Bipolaren Erkrankung bestehen hinsichtlich des Langzeitverlaufes und der Prognose deutliche Geschlechtsunterschiede. Ob ähnliche Beobachtungen auch bei Kindern und Jugendlichen gemacht werden können, haben Wissenschaftler des Department of Psychiatry, Sunnybrook Health Sciences Centre in Toronto, Kanada, im Rahmen einer Studie untersucht. Teilnehmer waren eine Untergruppe von Kindern und Jugendlichen der „Course and Outcome of Bipolar Youth study“ (n = 370; weiblich: n = 199, männlich n = 171) mit einer gemäß der DSM-IV-Kriterien diagnostizierten Bipolar I-Störung (BD-I; n = 221), einer Bipolar II-Störung (BD-II; n = 26) oder einer nicht weiter spezifizierten operationalisierten Bipolaren Erkrankung (BD-NOS; n = 123), die mehr als 4 Jahre lang nachbeobachtet wurden. Die Probanden, die bei Aufnahme im Alter zwischen 7 und 17,11 Jahre alt waren, waren im Zeitraum zwischen Oktober 2000 und Juli 2006 rekrutiert worden. Im Einzelnen untersuchten die Forscher die Geschlechtsunterschiede bei der Aufnahme und prospektiv über ein durchschnittliches Follow-up von 10 ± 1,72 Jahren die Stimmungssymptomatik und mögliche psychiatrische Komorbiditäten. Es zeigte sich, dass die weiblichen Studienteilnehmerinnen bei der Aufnahme und bei Beginn der Stimmungsveränderungen älter waren als die männlichen. Nach Adjustierung für Einflussfaktoren stellten die Wissenschaftler außerdem fest, dass die Jungen häufiger ein syndromales ADHS und die Mädchen häufiger eine syndromale Ängstlichkeit aufwiesen als das jeweilige andere Geschlecht. Darüber hinaus war zu beobachten, dass die männlichen Patienten tendenziell öfter eine Abhängigkeitserkrankung und die weiblichen häufiger ein nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten entwickelten. Andere Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern, einschließlich der Rate und Dauer in puncto Genesung oder Rezidiven, zeigten sich nicht. Im Gegensatz zu den Beobachtungen, die bei Erwachsenen gemacht werden konnten, fanden sich in dieser Studie bei Kindern und Jugendlichen nur minimale Geschlechtsunterschiede in Bezug auf den Verlauf einer Bipolaren Erkrankung, so die Autoren. Langzeitstudien müssten nun klären, ob die im Kindes- und Jugendalter beginnende Bipolare Erkrankung (= youth-onset BD) ein „geschlechtsneutraler“ Subtyp der Bipolaren Störungen bleibt oder sich je nach Geschlecht im Erwachsenenalter unterschiedlich entwickelt.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 22:10): http://www.neuromedizin.de/Kinder--u--Jugendpsychiatrie/Kaum-Geschlechtsunterschiede-im-Langzeitverlauf-einer-Bipola.htm
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