Dissoziative Automutilationen nehmen bei Jugendlichen dramatisch zu

Eine aktuelle Kohortenstudie von kanadischen Forschern weist beunruhigende Ergebnisse aus. Demnach hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Besuche in der Notaufnahme aufgrund von selbst zu gefügten Verletzungen mehr als verdoppelt. Fast ein Drittel dieser Patienten wurden entweder wieder in ein Krankenhaus eingewiesen oder kamen erneut in die Notaufnahme.

Für die Studie haben Wissenschaftler des CHEO Research Institute, Ottawa und der University of Ottawa gemeinsam die Daten von 403.805 Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren ausgewertet, die zwischen 2011 und 2013 in Ontario eine Notaufnahme aufsuchten. 5.832 Patienten hatten sich selbst verletzt. Die Daten von 5.661 Personen dieser Gruppe wurden 10.731 Kontrollen gegenübergestellt, die die Notaufnahme aus anderen Gründen aufgesucht hatten. Die Jugendlichen, die sich selbst verletzten, waren im Schnitt ein Jahr älter und mit 79 Prozent eher Mädchen. Bei Jungen lag dieser Wert bei 48 Prozent.

Jugendliche, die sich selbst verletzten, kamen fünf Mal so wahrscheinlich erneut in die Notaufnahme. Ihr allgemeines Sterberisiko war drei Mal so hoch. Ein Suizid als Todesursache war acht Mal so wahrscheinlich im Vergleich zu gesunden Teenagern gleichen Alters, Geschlechts und gleicher psychiatrischer sowie medizinischer Diagnosen. Laut Erstautor William Gardner litten die betroffenen Jugendlichen am häufigsten unter Angst- und anderen Gemütszustandsstörungen. Eine wichtige Rolle spielten auch Drogenmissbrauch, Gehirnerschütterungen und traumatische Hirnverletzungen.

Die Teenager in Kanada, bei denen in der Notaufnahme selbst zugefügte Verletzungen behandelt werden, verfügen über ein hohes Risiko einer Wiederholung und eines Suizids. Zusätzlich konnte das Team um William Gardner in den folgenden fünf Jahren eine Erhöhung der medizinischen Kosten feststellen.

(pte/map)
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Quellen-URL (abgerufen am 23.04.2024 - 15:23): http://www.neuromedizin.de/Kinder--u--Jugendpsychiatrie/Dissoziative-Automutilationen-nehmen-bei-Jugendlichen-dramat.htm
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